Selbstdarstellung
Vorstand des NETZWERK CUBA zu Internationalismus (Juni 2015)
Verständnis des Vorstands des NETZWERK CUBA zu „Internationalismus“
Wir verstehen „Internationalismus“ im Sinne einer progressiven, linken, gesellschaftsverändernden Solidarität, wie sie sich mit der Arbeiterbewegung herausbildete. Wir sind Teil einer globalen Bewegung, die sich für eine gleichberechtigte, faire und selbstbestimmte Entwicklung der Völker einsetzt. Wir praktizieren dies primär gegenüber dem sozialistischen Cuba. Unser Internationalismus richtet sich gegen das expansive kapitalistische Wirtschaftssystem als Hauptverursacher zahlreicher Krisen und Verbrechen, gegen die reaktionäre und destruktive Politik westlicher Regierungen, die bspw. Cuba und progressiven Wandel in Lateinamerika untergraben weil sie von Ungerechtigkeiten und Konflikten profitieren.
Kommentar des Vorstands des NETZWERK CUBA zu den
„Thesen zu den Schwierigkeiten der Solidarität“ (BUKO 2013)
1. Die Beschäftigung mit der Dritten Welt wird oft zur Flucht vor der politischen Realität im eigenen Land.
(Der Begriff „Dritte Welt“ sollte nicht mehr verwendet werden!)
Die hier ausgedrückte Erfahrung bestätigt sich tendenziell auch heute. In der Cuba-Solidarität wird allerdings politische Arbeit hier vor Ort geleistet.
2. In der Dritten Welt wird nicht so sehr das Unbekannte, Fremde gesucht, sondern eher das schon bekannte, nahe, möglichst europäische, vor allem aber das einfache.
In der unmittelbaren Begegnung und praktischen Zusammenarbeit mit PartnerInnen in Cuba werden kulturelle Unterschiede wahrgenommen und respektiert, durch historische Kenntnisse untermauert. Dabei wird die Lebensqualität einer nichtkapitalistischen Gesellschaft erlebbar – durchaus als reale Alternative (inkl. „Nachhaltigkeit“).
3. Die Objekte der Solidarität sind jederzeit austauschbar
In der Cuba-Solidarität ist eine „Austauschbarkeit“ kaum wahrzunehmen, weil es sich bei Cuba um eine dezidiert alternative Gesellschaft und Kultur handelt, mit einer sozialistischen, anti-imperialistisch agierenden Regierung. Konkrete Projekte werden teilweise seit Jahren, ja sogar Jahrzehnten solidarisch begleitet.
4. Revolution ist gut, aber es ist besser, wenn andere sie für uns tun
——–
5. Wer die Schwierigkeiten einer Revolution nicht kennt, kann ihre Fehler nicht verstehen
Weil die CubanerInnen sehr selbstreflektiert und selbstkritisch mit ihren Erfahrungen umgehen, vermitteln sie die Offenheit gegenüber gemachten Fehlern und den komplizierten Herausforderungen (z.B. bezüglich der „doppelten Währung“, der Tourismusförderung, der Lineamentos). Diese Lebendigkeit mach Cuba so stark, und wer offen ist, spürt und versteht dies.
6. Solidaritätsarbeit ist nicht gleich Internationalismus
Stimmt. Solidarität verbleibt oft im humanen, unmittelbaren Helfen. Internationalismus ist ganzheitlich, politisch und beidseitig. Solidaritätsarbeit sollte immer aus einer internationalistischen Haltung heraus erfolgen.
7. Militärische Auseinandersetzungen werden überbetont
Im Feld der Cuba-Solidarität kann dies nicht festgestellt werden. Das widerspricht auch Cuba‘s Gesellschaftssystem.
8. Das Gegenteil von Idealisierung und Blindheit ist oft Einmischung und Bevormundung
Die Erwartungen mancher InternationalistInnen stammen unmittelbar aus den eigenen Erfahrungen und Gewohnheiten in Deutschland. Verstehen und Verständnis von von widersprüchlichen Prozessen in anderen Ländern, anderen Kontinenten sollten erwachsen aus einer respektvollen Praxis der Solidarität und einem gleichberechtigten gegenseitigen Austausch. Dies entspricht unserem Herangehen.
9. Die “Reinheit der Lehre” läßt sich eher in der Ferne erhalten als im eigenen Land
Andere Länder/Kulturen/Systeme werden tatsächlich häufig nicht in ihrer Komplexität und Gewordenheit wahrgenommen. In Bezug auf die Cuba-Solidarität ist dies teilweise im Zuge der aktuellen Diskussion über die Lineamentos festzustellen, betrifft aber nur wenige Akteure.